Die Geschichte der Flock Association of Europe e.V.

Daten, Entwicklung und Hintergründe

Der Verband wurde am 19.05.1981 in Büdingen gegründet. Dieses Datum bedeutet auf der einen Seite den Beginn einer gemeinsamen Arbeit, auf der anderen Seite ist es der Abschluss von vielen, teilweise sehr unterschiedlichen, Vorbereitungsaktivitäten.

Hauptsächlich waren es drei Entwicklungen, die zur Gründung führten:

  1. Die Flockseminare, später internationale Flocksymposien.
  2. Die Arbeiten im VDE zur Sicherheit in der Beflockung.
  3. Die Flockzeitung.

Die 1970er Jahre

Die Flockseminare begannen mit einem einzelnen Vortrag von Ulrich Maag anlässlich eines Kunststofflehrgangs 1972 am Holz- und Kunststoffinstitut in Rosenheim. Bei diesem Anlaß schlug der damalige Lehrgangsleiter Lutz Hessen vor, einen Lehrgang ausschließlich für die Beflockung durchzuführen. Dieser fand auch 1973 mit den Referenten Gerd P. Bauer und Ulrich Maag als erstes Flockseminar mit 24 Teilnehmern statt. Diesem folgte 1974 das zweite Seminar mit den Referenten Bauer, Maag und Helmut Schubert. Die Teilnehmerzahl stieg auf knapp 50 Personen, davon ca. 20 aus dem europäischen Ausland.  Zusätzlich wurden noch  2  Praxis-Lehrgänge durchgeführt, bei denen die Teilnehmer unter Anleitung auch selbst beflocken konnten.

1975 wurde es erstmals 3. Internationales Flockseminar genannt und fand vom 02. – 04.06.1975 in Rosenheim statt. Zwölf Referenten deckten alle Aspekte der Beflockung ab und es nahmen 90 Personen teil.

Bei diesem Seminar wurden erstmals auch die Flockprüfungen thematisiert. In seinem Vortrag stellte Maag verschiedene Flockprüfmethoden vor, die sich im Labor bewährt hatten. Sie mussten aber noch ausgefeilt und standardisiert werden. Spontan ergaben sich bei der Diskussion verschiedene Anregungen, vor allem Wolfgang Flehmig setzte sich dafür ein, die mit dem Vortrag begonnene Arbeit weiterzuführen. Es wurde beschlossen, einen „Arbeitskreis Flockprüfungen“, zu gründen. Die konstituierende Sitzung fand am 2. Dez. 1975 in Grünberg/Hessen mit 13 Firmen aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich statt. In Rundversuchen wurden diese Prüfmethoden auf ihre Praxistauglichkeit getestet, modifiziert und wieder getestet bis sie den Ansprüchen von allen Teilnehmern genügten. Dann wurden gemeinsam die Prüfvorschriften erarbeitet und diese am 16.12.1977 verabschiedet.

Ab 1976 fanden diese Internationale Flocksymposien zweijährig in Rosenheim, dann in München, Aachen, Darmstadt, Dresden und Berlin statt. Das 10. Symposium war 1988 in Darmstadt mit 240 Teilnehmern aus 20 Ländern. Inzwischen wurde das Symposium auch durch eine kleine Ausstellung ergänzt in der die wichtigen Flock- und Zulieferbetriebe ihre Produkte präsentierten.

Sicherheitsvorschriften erarbeitet im VDE
Bis 1973 galten die vom VDE Komitee AK 239 „Elektrostatische Sprühanlagen und Handsprüheinrichtungen“ erarbeiteten Vorschriften automatisch auch für die Beflockung, obwohl dem Komitee kein Flockfachmann angehörte. Die Firma Maag & Schenk bemühte sich seit Frühjahr 1972 um einen Sitz in diesem Komitee, was dann 1973 ermöglicht wurde. Herr Erich Schenk wurde am 24.04.1973 Mitglied dieses wichtigen VDE Komitees. Dem Komitee wurde schnell bewusst, dass man die Vorschriften der elektrostatischen Lackierung und Pulverbeschichtung nicht einfach auf Flock übertragen konnte, aber für die Flockfasern gab es keine materialspezifischen Werte bezüglich deren Explosionsverhalten.

Maag & Schenk ließ ein Handflockgerät bei der EMPA in Zürich sicherheitstechnisch prüfen und bekam auch das Sicherheitszeichen SEV.  Dies wurde jedoch in Deutschland nicht anerkannt, da diese Prüfung ohne Flockmaterial erfolgte. Weitere Prüfungen verschiedener Flocktypen erfolgten bei der Bundesanstalt für Materialprüfungen in Berlin und dem Michelsen Institut in Norwegen.

Bei dem VDE-Komitee bemerkte man bald, dass die flockspezifischen Sicherheitsvorschriften separat erarbeitet werden mussten und es wurde der Unterausschuss AK 239.01 gegründet, in dem sich verschiedene Flockfachleute beteiligten. Dieser tagte erstmals am 29.1.1975.

Der Druck der Gewerbeaufsichtsämter und Berufsgenossenschaften wurde immer stärker. Die Flockbetriebe mussten Daten zur Sicherheit, hauptsächlich der Explosionsgefahr von Flock, vorlegen.

1977 wurden an der Bundesforschungsanstalt in Dortmund-Derne weitere vier Flocktypen zur Ermittlung der Mindestzündenergie untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Mindestzündenergien bei den verschiedenen Flocktypen stark variierten. Man musste strukturierte Reihenuntersuchungen mit den unterschiedlichen Flocksorten durchführen, um belastbare Kennwerte zu erhalten. Daher erfolgte am 30.07.1979 die Gründung des Arbeitskreises „Vermeidung von Gefahren bei der elektrostatischen Beflockung“, bei dem sich die Bayer AG Dormagen als wichtigster Faserlieferant auch beteiligte. Gerhard Lenards, technischer Vorstand des Garnbeflockers Kühn, Vierhaus & Cie. AG in Mönchengladbach, Deutschlands größtem Beflockungsbetrieb, war neben Erich Schenk der Motor dieses Arbeitskreises.

Das Programm für die notwendigen Versuche war auch bald erarbeitet und man fand im Explosionslabor der Ciba-Geigy AG unter der Leitung von Herrn Dr. Bartknecht einen Partner, der bereit und in der Lage war, diese umfangreichen Messungen durchzuführen.  Die Kosten wurden mit ca. DM 300.000 veranschlagt. Diese Summe konnte von den in diesem Arbeitskreis beteiligten Firmen nicht getragen werden. Man bemühte sich um öffentliche Zuschüsse.  Solche Untersuchungen, die ja der Arbeitssicherheit dienen, konnten  vom Arbeitsministerium der Bundesrepublik Deutschland bezuschusst werden. Voraussetzung war aber, dass sie nicht von einer Firma sondern von einer neutralen Institution, wie zum Beispiel einem Verband, in Auftrag gegeben werden. Dies war dann die Initialzündung für die Gründung des Flock-Verbandes.

Die 1980er Jahre und die Flockzeitung

Initiert durch Gerd P. Bauer trafen sich ab 1973 sehr sporadisch verschiedene Leute der Flockbranche  bei der Firma Collodin in Frankfurt (damals ein bedeutender Hersteller von Flockklebstoff) zum „Flock-Stammtisch“. Diese Treffen dienten zur gegenseitigen Information und zum Erfahrungsaustausch. Bei den Überlegungen, wie man die Beflockung besser publizieren und einen wesentlich größeren Erfahrungsaustausch initiieren könnte, entstand die Idee der Flockzeitung. Herr Reinhold Müller vom Verkauf Fasern der Bayer AG war des öfteren auch Teilnehmer an dieser Rund. Er hatte schon Presseerfahrung und war von dieser gemeinsamen Idee angetan .Im Oktober 1975 erschien Heft 1 von „Flock – Zeitschrift für das Beflockungswesen“ und Reinhold Müller übernahm die Chefredaktion, Herausgeber war der Verlag Ewald Rautenberg, 521 Troisdorf und ab 1978 der Verlag Luyken  in Gummersbach.  Die Mitglieder im ersten Redaktionsstab waren Gerd P. Bauer, Dr. Dieter Brokmeier, Ulrich Maag, Dr. Walter Maier, Wolfgang Schulte. Erstmals hatte die Flockbranche ein gemeinsames Sprachrohr. Bis zur Gründung des Flockverbandes 1981 erschienen 22 Ausgaben.

Nachdem Reinhold Müller innerhalb der Bayer AG in ein anderes Tätigkeitsfeld wechselte, übernahm Professor Norbert Verse im März 1982 die Chefredaktion und der Verlag Pia Verse zeichnete als Herausgeber verantwortlich.  Herr Professor Verse befasste sich seit 1973 an der Fachhochschule Darmstadt Bereich Kunststofftechnik sehr intensiv mit der Beflockung, betreute dort viele Diplomarbeiten mit Flockthemen und war der wissenschaftliche Begleiter für die gesamte Flockprüftechnik.

Wie oben dargestellt, wurde die eigentliche Initialzündung des Flockverbandes durch die offenen Sicherheitsfragen verursacht. Im Juni 1980 gab es eine Information von der Berufsgenossenschaft und der Gewerbeaufsicht, in dem die Beflockungsbetriebe aufgefordert wurden, die erforderlichen sicherheitstechnischen Daten vorzulegen. Andernfalls könnte man gezwungen sein, Flockbetriebe stillzulegen. Bei zwei Betrieben unserer Branche wurde die Gewerbeaufsicht bereits vorstellig und man war im Zugzwang, die entsprechenden Kennzahlen vorzulegen.

Daraufhin wurde über die Flockzeitung die Branche aufgefordert zu handeln. Anlässlich des 6. Internationalen Flockseminars vom 08. – 10.09.1980 in Aachen wurde die gesamte Branche mit dem Thema Sicherheitstechnik und Verbandsgründung bekannt gemacht. In einer speziellen Veranstaltung gab es dort auch eine Informationsveranstaltung zum Thema Flockverband, die sehr gut besucht war. Am Ende dieser Veranstaltung wurde ein vorbereitender Arbeitskreis Flockverband gegründet, der am 16.04.1981 eine konkrete Information für die Flockindustrie zur Gründung des Verbandes herausbrachte. Diese Arbeit führte zu der Gründungsversammlung am 19.05.1981.

Gerhard Lenards von Kühn, Vierhaus & Cie. AG in Mönchengladbach, der Sprecher des vorbereitenden Arbeitskreises Verband der Flockindustrie war, konnte 26 Unternehmen in Büdingen begrüßen und gleichzeitig mitteilen, dass einige nicht anwesende Firmen verbindlich ihre Mitgliedschaft zugesagt haben. Er beschrieb eindrücklich die Notwendigkeit eines Verbandes in Bezug auf die Untersuchungen über das Explosionsverhalten von Flock, zur Festlegung von Normen und für eine gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit. Anschließend erläuterte Erich Schenk von der Firma Maag & Schenk GmbH die Arbeit des VDE Arbeitskreises und die Notwendigkeit, umfangreiche Untersuchungen bezüglich des Explosionsverhaltens von Flock durchzuführen. Die Kosten hierfür seien für eine einzelne Firma viel zu hoch und nur, wenn es einen Verband gebe, könnte man hierfür die notwendigen staatlichen Zuschüsse erhalten.

Dann wurde die Satzung diskutiert und verabschiedet. Insgesamt 35 Firmen erklärten ihre Mitgliedschaft und konnten einen Vorstand wählen. Der erste Vorstand war

  • Gerd P. Bauer (Rowa GmbH)
  • Dr. Dieter Brokmeier (Bayer AG)
  • Albert Maute (FTM Flocktechnik)
  • Ing. Erich Schenk (Maag & Schenk GmbH)
  • Dr. Peter Raymond Wilhelm (Wilhelm KG)

Innerhalb des Vorstandes wurde Dr. Wilhelm zum Sprecher gewählt und er erklärte sich auch bereit, die Geschäfte zu führen und Herr Maute übernahm das Ressort Finanzen. Die erste Anschrift war Verband der Flockindustrie e. V., Rotebühlstr. 163, 7000 Stuttgart 1. Ebenso wurde der aus 9 Mitgliedern bestehende Beirat gewählt.

Die ersten Aktivitäten waren die Durchführung der Explosionsschutzprüfungen und die Darstellung des Verbandes nach außen. Zum Jahresende 1981 waren es schon 38 Verbandsmitglieder und man konnte bald einige Mitglieder bei ihren Gesprächen mit den zuständigen Gewerbeaufsichtsämtern unterstützen. In allen Fällen wurde eine im Raum stehende Betriebsschließung verhindert. Im Frühjahr 1982 traf sich Vorstand und Beirat bereits zum vierten Mal im Haus Sonnenberg in Büdingen und konnte über eine positive Verbandsarbeit berichten. Die ersten Werbematerialien wurden konzipiert. Die durchgeführte Fragebogenaktion bezüglich Qualitätsprüfungen beflockter Artikel brachte nur ein sehr spärliches Ergebnis. Die Ursache ist wohl, dass die Flockprodukte zu vielfältig sind, als dass man ein gemeinsames Prüfverfahren festlegen könne. Als weitere Aktivität sollte die Zusammenarbeit mit Universitäten, Fachhochschulen und sonstigen Institutionen verbessert werden. Bei dieser Sitzung wurden zwei sehr wichtige Entscheidungen gefällt, einmal:

  • die Zeitschrift Flock wird zum offiziellen Forum des Verbandes der Flockindustrie erhoben und den Mitgliedern des Verbandes wird die Zeitung zukünftig kostenlos zur Verfügung gestellt
  • und man unterstützt das nächste Internationale Flockseminar im September 1982 in Darmstadt und wird anlässlich dieses Seminars gleichzeitig eine Mitglieder-versammlung abhalten.

Mit diesen Entscheidungen wurden die drei ursprünglichen Aktivitäten, die zur Gründung des Verbandes führten, nämlich

  • Flockseminar
  • Explosionsschutzprüfung
  • Zeitschrift Flock

wieder zusammengeführt. Es folgte eine sehr aktive Zeit und die weitere Arbeit verlief sehr erfolgreich. Nachdem die Explosionsschutzprüfungen abgeschlossen waren, wandte man sich verstärkt der Öffentlichkeitsarbeit zu und bereits 1984 konnte ein umfangreicher 4-Farb-Prospekt mit dem Titel „Flock – verschönern, schützen, sichern“ mit vielen Flockanwendungen herausgeben. Er wurde in einer Auflage von 30.000 Stück in deutsch, englisch und französisch gedruckt. Bereits zwei Jahre später musste er nachgedruckt werden und auf Grund des internationalen Interesses an der Arbeit des Verbandes wurde noch spanisch und chinesisch hinzugenommen. 1988 zählte der Verband bereits 85 Mitgliedsfirmen, nach  52 Firmen in 1984 und 60 Firmen im Jahr 1985. Er wurde auch zusehends internationaler mit Mitgliedern in der Schweiz, Italien, Frankreich, Niederlande, Belgien, Spanien, Groß-Britannien, USA, Brasilien, Indien, Hong Kong, China und Taiwan.

Entsprechend nahm auch die Arbeit, die ja nach wie vor ehrenamtlich geleistet wurde, zu. Bereits 1983 erklärte sich Herr Gerhard Lenards bereit, kommissarisch die Geschäftsführung zu übernehmen und die offizielle Verbandsadresse wurde: Bruckner Allee 200, 4050 Mönchengladbach 2.

Herr Lenards als technischer Vorstand des größten Beflockungsbetriebes in Deutschland gehörte zu den Mitinitiatoren des Verbandes und engagierte sich über viele Jahre sehr aktiv. Allen Vorstandsmitgliedern der damaligen Zeit sind noch seine sonntäglichen Anrufe in Erinnerung, bei denen die Verbandsangelegenheiten intensiv diskutiert wurden. Gerhard Lenards haben wir sehr viel zu verdanken.

Die 1990er Jahre

Als nächstes wurde ein Flockvideo produziert, in dem die Beflockung in der Theorie erklärt, einige Anlagen in der Praxis, einschließlich der Flockherstellung und eine Vielzahl von Flockanwendungen gezeigt werden. Der Verband plante für Gewerbe- und Fachschullehrer ein Praxisseminar, um in der Ausbildung die Beflockung noch bekannter zu machen. Dies fand  nach 1-jähriger Vorbereitungszeit 1989  als 2-tägiges Praxisseminar in Plettenberg statt. Die Resonanz war so positiv, dass es am 18. + 19.5.1992, wiederum in Plettenberg, wiederholt wurde.

Um im Prüfwesen weiter zu kommen, wurde beschlossen, dass der Verband Mitglied des Förderkreises des deutschen Textilforschungszentrums Nordwest an der Fachhochschule in Mönchengladbach, Herrn Professor Wehlow, wird. Joachim Müller veranstaltete zusammen mit einigen Zulieferanten der Branche bereits seit 1978  Praxis-Seminare in Büdingen. Sie waren sehr erfolgreich mit stark wachsenden  Teilnehmerzahlen. Nachdem er vorher schon an der TAE Esslingen bei anderen technischen Lehrgängen über Flock referierte konnte er die TAE davon überzeugen, diese Praxisseminare auch anzubieten. Die TAE Esslingen mit Hörsaal und großem Maschinensaal bot ideale Voraussetzung hierfür. Durch die Beteiligung des Flockverbandes und durch die Mitarbeit der Maschinen-, Flock- und Klebstofflieferanten wurde ein umfangreiches, 3-tägiges Programm möglich. Zusätzlich ermöglichte der Verband allen interessierten Lehrkräften von Schulen- und Hochschulen deutlich reduzierte Teilnahmegebühren.

In den darauffolgenden Jahren wurde auch die Pressearbeit aktiv betrieben, einmal indem der Verband Pressemitteilungen herausgab und den bekannten Fachzeitschriften zur Verfügung stellte und zum anderen aber auch Pressenotizen allgemein über Flock schrieb und diese den Mitgliedern zur Verfügung stellte, damit sie ihre regionale Presse informieren konnten.

Die Flockstudienreisen, veranstaltet von Joachim Müller, trugen sehr zur Internationalisierung des Verbandes bei. Abwechselnd gingen diese Reisen in die USA und in den Jahren des Flocksymposiums nach Europa und 1991 nach Fernost (Taiwan, Südkorea, Japan und Hong Kong). So gab es dann auch enge Kontakte unseres Verbandes zum amerikanischen und zu den beiden japanischen Flockverbänden.

Im November 1993 führte man zusammen mit Herrn Professor Bershev ein Flocksymposium in St. Petersburg durch, das zusätzlich von einer Gruppe Amerikaner und Asiaten anlässlich einer Flock-Studienreise mit Joachim Müller besucht wurde.

Die Mitgliederzahl stieg auf nahezu 100 und es war nicht mehr möglich, die Geschäftsstelle ehrenamtlich zu erledigen. In Gerhard E. Müller, der jahrelang in der Flockbranche tätig war und internationale Erfahrung hatte, fand man Ende 1992 einen Fachmann, der bereit war, diese Tätigkeit in Teilzeit zu übernehmen. Entsprechend änderte sich die Adresse in  Tannenberger Straße 66/62, 7410-Reutlingen. Weitere Prospekte mit immer neuen Flockanwendungen wurden aufgelegt und den Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Es wurden drei neue Videos, die auch im Hinblick zur Verwendung bei Vorlesungen in Fachhochschulen konzipiert wurden, produziert. Man beteiligte sich an großen Messen in Frankfurt, Düsseldorf und Hannover mit einem repräsentativen Gemeinschaftsstand (meist über 100 qm groß und mit bis 11 Mitgliedsfirmen) unter Führung des Verbandes. Alle Mitgliedsfirmen konnten sich daran beteiligen und die Kosten waren deutlich geringer, als wenn die Firmen einen eigenen kleinen Stand gewählt hätten. Auch waren diese Stände für die Besucher viel attraktiver und stellten die Bedeutung der Flocktechnik hervorragend dar.

Die weiterhin erfolgreiche Arbeit und die damit wachsenden Aufgaben nötigten auch zur Entscheidung, dass ein hauptamtlicher Geschäftsführer mit Geschäftsstelle geschaffen werden musste. Gleichzeitig wollte auch Joachim Müller die Herausgabe der Flockzeitung einem Nachfolger übergeben. Gefunden wurde Herr Clemens Lotze, ein Akademiker, der bereits über Verbandserfahrung verfügte. Er arbeitete sowohl für den Zeitungsverlag als auch für den Verband. Die Geschäftsstelle wurde Ende 1999 zur Flockzeitung nach 63654 Büdingen, Auf der obersten Beunde 29, verlegt.

Um den Kontakt mit den Mitgliedern zu intensivieren wurde überlegt, jährlich die Mitgliederversammlungen durchzuführen. Man kam jedoch wieder davon ab, da die Wege für die Anreisen zu lang waren.  Daher  führte man Regional-Treffen durch, die teilweise auch sehr gut besucht waren. Allerdings war der Arbeitsaufwand für diese Treffen sehr hoch und über 2 Treffen kam keine Region, ausser Deutschland-Süd mit 4 Treffen, hinaus.

Die 2000er Jahre

Ein neuer, sehr informativer Verbandsprospekt wurde erstellt, der das Verfahren beschreibt und auf viele Anwendungen in Wort und Bild hinweist.  Auch werden die technischen Vorteile beflockter Oberflächen, neben dem edlen Aussehen und der angenehmen Haptik, beschrieben.  Eine neue Griffmusterkarte  mit dem Titel „Flock Emotions“ mit  8 verschiedenen beflockten Mustern 60 x 80 mm mit unterschiedlichen Flocklängen und –dicken ergänzen diesen Prospekt. Alles ließ sich zunächst sehr gut an, jedoch ging im Zuge von Sparmaßnahmen bei vielen Industriebetrieben das Anzeigenaufkommen der Flockzeitung so stark zurück, dass sie Ende 2004 mit Heft 116 das Erscheinen einstellen musste. Herr Lotze, der ursprünglich aus Freiburg kam, siedelte dann mit der Verbandsgeschäftsstelle nach Freiburg um und richtete sie dort ein.  Ab 01.04.2006 lautete die Anschrift: Lindenbergstr. 12, 74199 Kirchzarten/Freiburg. 

Die Popularität des Verbandes nahm zu und durch die vielfältige Kooperation mit anderen Fachverbänden wurde aktive Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Unter www.flock.de wurde eine Internetplattform geschaffen und auch regelmäßig gepflegt, die bei den Suchmaschinen immer vordere Plätze einnahm.  Die Zugriffzahlen auf diese Webseite steigerten sich beeindruckend.

Trotz dieser vielen Aktivitäten mit sehr positiven Effekten konnte die Mitgliederzahl nicht, wie erhofft, gesteigert werden.  Durch Sparmaßnahmen, vor allem in größeren Betrieben, traten einige aus dem Verband aus und einige Mitglieder stellten auch den Geschäftsbetrieb, sei es wegen Produktänderung oder Insolvenz, ein. Es zeigte sich in den folgenden Jahren, dass die Geschäftsstelle mit einer Vollzeitkraft und einer, manchmal auch zwei, Teilzeitkräften für den Verband langfristig nicht finanzierbar war. In Frau Susanne Thaler fand man eine talentierte und sehr engagierte Frau, auch mit internationaler Erfahrung, die die Geschäftsstelle am 01.03.2008 übernahm und sie in der Treppendorfer Str. 16,  96138 Burgebrach, einrichtete. Um die technische Seite der Beflockung besser kennenzulernen, konnte sie zu Beginn Ihrer Tätigkeit bei einigen Mitgliedsfirmen ein Praktikum absolvieren. Sie belebte sehr intensiv die Kontakte zu den Mitgliedsfirmen und auch zu vielen Flockfirmen, die noch nicht Mitglied sind.  Durch ihren Einsatz und ihre Begeisterung für unsere Technik konnte der Mitgliederrückgang gebremst und die Mitgliederzahlen haben bereits wieder eine steigende Tendenz.

Zum 30-jährigen Jubiläum wurde auch das äußere Erscheinungsbild modernisiert und den heutigen Anforderungen entsprechend gestaltet. Ebenfalls wurde die Webseite neu programmiert und mit dem angepassten, modernen Layout versehen. Ergänzt wurde dies mit einer zusätzlichen Image-Broschüre, einer neuen technischen Broschüre und einer dazu passenden Fühlkarte. Gleichzeitig wurde der wachsenden Internationalisierung unseres Verbandes Rechnung getragen und der Name in „Flock Association of Europe“ FAoE mit der neuen Web-Adresse www.faoe.eu umbenannt. Die seitherige Web-Adresse www.flock.de ist weiterhin aktiv.

Die alten Namen aus der Anfangszeit haben sich, ihrem Alter entsprechend, aus der aktiven Verbandsarbeit zurückgezogen. Es liegt an der jetzigen Generation diese Arbeit fortzuführen, Engagement und neue Ideen einzubringen. Nach 30 Jahren vielseitiger Arbeit und einem jetzt wieder modernen Erscheinungsbild ist ein gutes Fundament vorhanden, auf dem weitergearbeitet werden kann. Die „Alten“ geben gerne Ihr Wissen und Ihre Erfahrung weiter, denn auch wir waren froh, wenn wir uns bei den seinerzeit „Alten“ einen Rat holen konnten.

Die Mitglieder müssen sich aktiv in die Verbandsarbeit einbringen, sie gestalten, nach außen tragen, Informationen austauschen und über interessante Entwicklungen informieren. Wichtig ist, dass die Beflockungsanwendungen und die Menge der Flockprodukte insgesamt wächst, dann wachsen automatisch auch die Anteile der einzelnen Firmen. Vorträge an Fachhochschulen, Gewerbeschulen und sonstigen Bildungseinrichtungen sowie praktische Vorführungen bei Praxis-Schulungen können am besten von denen gehalten werden, die tagtäglich in der Praxis stehen, nämlich von den Mitgliedsfirmen.

Die Geschäftsstelle ist hervorragend besetzt und Frau Thaler besitzt die richtige Flockbegeisterung. Sie hat schon einige Bewährungsproben erfolgreich bestanden. Die Messebeteiligungen des Verbandes in den vergangenen 2 Jahren zusammen mit einigen Mitgliedsfirmen hat sie organisiert und abgewickelt. Die wieder steigenden Mitgliederzahlen gehen auf ihr Erfolgskonto. Eine besondere Herausforderung war jetzt die Organisation dieses 21. Flock-Symposiums in München, erstmals organisiert ohne Joachim Müller, der aber mit seiner enormen Erfahrung immer noch mit manchem Rat und Hinweis geholfen hat. Dafür sei ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt, wie für die viele von ihm geleistete Arbeit für unsere gemeinsame Sache in all den oben beschriebenen vergangenen Jahren.

Der Verband lebt von der aktiven Mitarbeit seiner Mitglieder. Möge diese Rückschau ein Ansporn für die zukünftige Arbeit sein. Bei der Mitgliederversammlung in München und den anschließenden gemeinsamen Veranstaltungen anlässlich des Flocksymposiums und des 30-jährigen Verbandsjubiläums können die Vorhaben für die nächsten zwei Jahre diskutiert werden.

Gomaringen, März 2011
Ulrich Maag